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Lebe Verlust bewusst

  • Carola
  • 7. Apr. 2021
  • 14 Min. Lesezeit

Wir leben ja tatsächlich in einer höchst spannenden Zeit, die wir so in dieser Art und in dieser Intensität alle noch nicht erlebt haben. Es ist für viele von uns durchaus herausfordernd, damit umzugehen. Wobei das natürlich auch jeder total unterschiedlich wahrnimmt und vor allem geht jeder auch anders mit seinen Gefühlen dazu um. Manche beachten vielleicht ihre Gefühle nicht mal mehr und nehmen einfach alles hin, was gesagt wird. Während die anderen die politischen, wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Spannungen schon fast gar nicht mehr ertragen und aushalten können.

Was uns aber allen gleich ist, dass wir alle einen Prozess einer sehr großen Veränderung durchlaufen. Und dabei kann man nicht einfach mal den Schalter umlegen und plötzlich ist alles wieder wie vorher oder eben ganz anders. Aber auch dazu hat wohl jeder seine ganz eigene Wahrnehmung. Grundsätzlich ist das Leben ja in ständiger Veränderung. Je kleiner die Schritte sind, umso weniger nehmen wir eine Veränderung wirklich wahr.

Eine Veränderung ist zum Beispiel, wenn du von der Schule in das Berufsleben eintrittst. Oder wenn du einen neuen Job beginnst, einen neuen Haarschnitt hast, dich plötzlich komplett anders kleidest, deine Partnerschaft beendest, dich neu verliebst oder wenn ein geliebter Mensch unser Leben verlässt. Manchmal laufen die Dinge einfach ganz selbstverständlich nebenher, manchmal sind wir über eine Veränderung superglücklich und manchmal stürzt sie uns in große Trauer.

Wenn wir nun lernen, uns sämtliche Veränderungen - also positive und negative - als solche auch bewusst zu machen, leben wir nicht nur die positiven Veränderungen viel dankbarer, sondern wir können bei einem Verlust - welcher Art auch immer - viel leichter damit umgehen oder viel schneller wieder zu einem erfülltem und glücklichen Leben wechseln. An dieser Stelle verwende ich bewusst das Wort "wechseln" und nicht "zurückkehren". Denn es gibt grundsätzlich kein Zurück. Wenn sich etwas verändert, können wir nicht wieder zu der Situation vorher zurückgehen. Wir können nur in ein neues Hier & Jetzt wechseln.

Wenn du diese Tatsache für dich annimmst, dann hast du schon einen großen Schritt zu deinem Bewusst-werden gemacht.

Was wir also können ist, dass wir uns der Veränderung bewusst werden können. Ist die Veränderung ein Verlust, dann benötigt diese Veränderung von uns besondere Aufmerksamkeit, es ist ein Prozess, den wir hier durchlaufen. Wissenschaftler nennen diesen Prozess auch den Trauerprozess. Du und ich, wir alle unterliegen ihm und wir können ihn uns ganz klar vor Augen halten und ihn Schritt für Schritt durchqueren. Und genau diesen Prozess möchte ich mit dir heute näher betrachten. Wir sind in der Lage, unsere Sinne zu schärfen, bewusster zu leben und damit einem Verlust, den viele von uns gerade erleben, mit Dankbarkeit entgegenzutreten.

Und das alles beginnt wieder mit der Erkenntnis.

Für diese Erkenntnis habe ich mir vor ungefähr 10 Monaten folgende Frage gestellt:


Ist diese Welt noch unsere Welt?


Gerade jetzt können wir in unserem Umfeld, aber auch auf der gesamten Welt eine große Ohnmacht sehen und spüren.

Egal, wo wir hinschauen, immer mehr offenbaren sich Szenarien, die wir nicht wirklich zuordnen können. Es sind Medienberichte, Ereignisse und selbst erlebte Begegnungen, bei denen wir uns fragen, ob wir irgendetwas versäumt haben.

Gesetze und Verordnungen werden in Höchstgeschwindigkeit verabschiedet, Verantwortliche widersprechen sich binnen weniger Stunden selbst und die örtliche Polizei ist im Dauerstress, weil sie die Anzeigen von Menschen bearbeiten müssen, die ihre Nachbarn oder gar eigene Familienmitglieder denunzieren, welche wohl den Höchststand seit den letzten 30ern erreicht hat.

Freunde, die zu Fremden werden und Kinder, die die Wärme ihrer Großeltern nicht mehr spüren dürfen.

Und immer mehr Menschen, die sich in einem Entwicklungsprozess befinden, den wir vor 1 Jahr niemals für möglich gehalten hätten.

Hier wird ein Szenario des absoluten Chaos und Schreckens offenbart. Die Tragweite dessen ist im Moment überhaupt noch nicht sichtbar und doch ist das alles in seiner Folge und Essenz positiv. Ja, positiv!

Jetzt hältst du mich vielleicht für verrückt und sagst: "Warum erzählt die hier sowas? Von wegen positiv!". Da kann ich dich sehr gut verstehen. Aber schau, ich sehe das so: Viele von uns haben sich ihr bisheriges Leben mit viel Anstrengung aufgebaut und es war gut. Wir haben ein Weltbild für uns erlangt - und es war gut. Es war solange gut, bis Corona kam!


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Während des letzten Jahres hat sich für richtig viele Menschen eine ganze Menge geändert. Du kannst es für dich selbst am besten beurteilen, ob du zu den Menschen gehörst, die manchmal einfach schon nicht mehr wissen, wovon sie die Rechnungen für den nächsten Monat noch zahlen sollen. Die Verzweiflung in der breiten Bevölkerung ist enorm groß. Oft nicht nur finanziell, sondern vor allem auf sozialer Ebene. Durch die ständige Legitimierung sämtlicher Zwangsmaßnahmen und frühzeitig angekündigten, scheinbar niemals enden wollenden Lockdowns, sehen viele von uns keine Hoffnung mehr.

Deswegen habe ich in meinem letzten Beitrag darüber geschrieben, wie unsagbar wichtig es ist, aus der Verzweiflung und der Angst herauszukommen. Sie schränkt nicht nur unser Denkvermögen drastisch ein und schwächst unser Immunsystem, sondern sie macht uns mürbe. Als Ergebnis sehen wir völlig menschenunwürdige, überzogene und vor allem nachgewiesener Maßen nicht zielführende Maßnahmen als selbstverständlich an. Und das nur, weil wir ja schon daran gewöhnt wurden, dass ja alles nur vorübergehend ist und wir ja DANN, also nach DEM Lockdown, alles wieder gut ist. Und natürlich ist alles nur zu unserem Besten.

Wenn wir in der Angst einmal drin sind, uns mürbe machen lassen und wir keine Hoffnung mehr sehen - werden wir dann unseren Kindern jemals wieder in die Augen schauen können?

Eine Frage, die sich jeder an dieser Stelle selbst beantworten darf.

Auch die Menschen, die bislang noch keine weitreichenden Nachteile in ihrem Leben spüren konnten, merken jetzt langsam, dass es irgendwie nicht mehr wirklich lustig ist. Um sich ihr altes Weltbild jedoch erhalten zu können, fangen sie an, alles anzufeinden, was ganz klar ihr vorhandenes Weltbild bröckeln lässt. Sie können das nicht zulassen und klammern sich mit aller Macht und letzter Kraft an ihre Erinnerungen der "guten alten" Zeit.

Wenn du dich selbst ein wenig aus der Situation herausnimmst und dich in Gedanken darüber erhebst, dich also in die Adlerperspektive begibst und auf das Geschehen schaust, wirst auch du dieses weit verbreitete Verhalten entdecken können. Vielleicht sogar in deiner direkten Umgebung oder bei dir selbst?

Nimm dir ein wenig Zeit und spüre da mal ganz in Ruhe rein. Wie fühlt sich das an, wenn du von da oben beobachtest und aus dieser Perspektive die Entwicklung der letzten Monate, seit März 2020, unter dir vorbeiziehen lässt?


Der Trauerprozess und was er mit uns zu tun hat


Wir können unsere Reaktionen auf die aktuelle Zeit sehr gut mit einem Trauerprozess vergleichen. Verena Kast, eine Psychologin aus der Schweiz, hat den gesamten Trauerprozess in 4 Phasen eingeteilt, den ich an dieser Stelle kurz aufzeigen möchte.

Die erste Phase ist das "Nicht-wahrhaben-wollen". Hier wirkt der Schock über den Verlust. Man will und kann es einfach nicht glauben, dass das, was man gerade erlebt, nun wirklich Realität sein soll. Die Betroffenen reagieren wenig, sind hilflos, verzweifelt und isolieren sich.

In der zweiten Phase "brechen die Emotionen auf". Hier kommt die Wut raus. Die Wut, der Zorn und Aggression auf den Verstorbenen, aber auch auf sich selbst kommen zum Vorschein. Je nachdem, wie der Tod verursacht wurde, spielen auch eigene Schuldgefühle eine große Rolle.

Die dritte Phase besteht aus dem "Suchen" nach gemeinsamen Erinnerungen und dem "sich trennen", also dem Verabschieden und Herauslösen aus der Vergangenheit.


Aus meiner Sicht ist dies eine sehr wichtige und entscheidende Phase für das eigene Bewusstsein und für den weiteren Weg des Betroffenen. Er sucht Orte der Erinnerung auf, führt stille Gespräche mit dem Verstorbenem und nimmt ganz BEWUSST Abschied von dem, was war. Und genau hier wird die Entscheidung über den weiteren Verlauf des eigenen Seins getroffen. Je nach Aufarbeitung der vorhandenen Konflikte, die in der zweiten Phase sichtbar geworden sind, und deren gelebten Lösungen oder deren Verdrängungen.

Hier entscheidet sich der Trauernde ganz BEWUSST für das Leben oder für die ewig andauernde Trauer.

Mit der Entscheidung "JA zum Leben" zu sagen, beginnt die vierte Phase des Trauerprozesses. Das ist die Entstehung eines neuen "Selbst- und Weltbezuges". Damit tritt langsam der innere Frieden ein, der Schmerz über den Verlust tritt in den Hintergrund. Der Tod wird akzeptiert und es entsteht Freiraum für neue Pläne.

Im Internet findet man auch noch weitere Modelle des Trauerprozesses. Eines davon ist das Modell von Elisabeth Kübler-Ross, einer Schweiz-Amerikanerin. Sie teilte den Prozess in 5 Phasen ein. Hier sind die oben beschriebenen 4 Phasen sehr schön zusammengefasst wiedergegeben:

  • I Leugnung (die Tatsache)

  • II Zorn / Hass (auf den anderen und sich selbst und auf alles drumherum)

  • III Versuch der Verhandlung (Ausweg suchen)

  • IV Depression (Verabschiedung)

  • V Akzeptanz und Zuversicht (Neuanfang)

Um zu verstehen, warum wir unterschiedlich auf die Geschehnisse unserer heutigen Welt reagieren, ist es hilfreich, den Prozess der Trauerverarbeitung und des Loslassens zu kennen und näher zu betrachten.

Wir alle haben uns im Laufe unseres Lebens eine Vorstellung davon gemacht, wie unser Miteinander und diese Welt funktioniert. Die einen machen das komplett unbewusst. Sie denken da einfach nie drüber nach. Und die anderen studieren die verschiedensten Fachrichtungen, um Zusammenhänge kennenzulernen und um sie besser verstehen zu können.

Egal, welche Basis der Einzelne mitbringt. Jeder von uns hat sein eigenen Bild von dieser Welt erschaffen. Normalerweise ist dies nicht starr, sondern bewegt sich mit Veränderungen mit. Der Mensch ist also in der Lage, sich verändernden Situationen anzupassen. Dabei prüft jeder für sich selbst, wie er die Veränderung wahrnimmt und was das für Konsequenzen für ihn selbst hat. Je nach eigener Erfahrung und bereits erreichten Kenntnisstand zur Veränderung selbst, wird dann sein neues Weltbild geprägt.

In unserem Leben werden in der Regel die meisten Informationen durch das Außen geprägt. In der heutigen modernen Welt schauen wir also ins Internet oder holen uns über Funk und Fernsehen die neuesten Nachrichten. Natürlich lesen wir auch Zeitung, die jedoch immer mehr von elektronischen Medien abgelöst wird. Und wir unterhalten uns mit unserem näheren Umfeld über aktuelle Ereignisse.

Interessant dabei ist, dass das Bild, welches dadurch in uns geprägt wird, verhältnismäßig monoton aussieht. Auf der gesamten Welt sind sehr gleichgeschaltete Medienberichte zu beobachten und die Gespräche und Meinungsbilder sind dadurch sehr gleichmäßig, um nicht zu sagen, starr. Wir überprüfen hier schon lange nicht mehr, wie sich das für uns selbst - in unserem tiefsten Inneren - eigentlich wirklich anfühlt. Aber dazu kommen wir später nochmal zurück.

Betrachten wir jetzt erst einmal die im Moment vorherrschenden Einschränkungen unseres täglichen Lebens und die Wahrnehmung dessen anhand des Trauerprozesses.

Vor nunmehr über einem Jahr haben die Einschränkungen in unserem Alltag begonnen. Am Anfang stand ein sehr großes Verständnis und die Akzeptanz dafür im Raum. Ganz bestimmt waren viele Menschen auch mal froh, dass unser Hamsterrad irgendwie angehalten wurde - ich zähle mich ehrlich gesagt auch dazu. Zu rasant war die Beschleunigung der letzten Jahre. Und schließlich wollte jeder sein Bestes tun, damit das Virus nicht verbreitet wird. Der erste Lockdown dauerte also zunächst 14 Tage. 14 Tage in denen Millionen von Menschen zur Ruhe gekommen sind und angefangen haben, ihr vorhandenes Weltbild zu überprüfen. Durch die Ruhe schafften es nun sehr sehr viele Menschen, sich wirklich selbst zu hinterfragen, was sie von der Situation und auch von unserer Welt im Allgemeinen halten. Es wurde weniger die Meinung anderer einfach unüberlegt als die eigene Wahrheit angenommen. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass die teilweise inzwischen sehr starr gewordenen Weltbilder sich plötzlich - zumindest bei einigen Leuten - wieder bewegten.

Das hat sich stark in der sehr unterschiedlichen Wahrnehmung der auf die ersten 14 Tage folgenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens und dem Herunterfahren der Gesamtwirtschaft gezeigt. Ab jetzt wurden Unterschiede sichtbar.

Die einen suchen nach Erklärungen, aber auch nach Lösungen. Und die anderen wissen nicht so recht, was eigentlich passiert. Diese Gruppe unterliegt sehr oft einem starren Weltbild, wie vorher beschrieben. Sie sind also sehr auf das fixiert, was vorgegeben wird. Und ihnen fällt es in aller Regel auch sehr schwer, sich auf verändernde Gedankenmuster einzustellen. Ihr inneres Weltbild ist bisher sehr mit der im Außen wahrgenommenen Welt konform gegangen (Konformismus). Beides ist für sich, aber auch miteinander sehr starr und eng verbunden. In ihrem tiefsten Inneren spüren die fixierten Menschen trotz allem, dass sich etwas verändert und zwar ganz massiv. Sie klammern sich dadurch an allem fest, was bisher war. Sie schauen also täglich um die gleiche Zeit ihre Nachrichten und sind täglich aufs Neue betrübt über die schlechten Nachrichten. Sie gehen tagtäglich weiter in ihrem Hamsterrad, fühlen sich nicht wohl aber meinen, dass sie eh nichts ändern können. Ein Eingeständnis für die im Außen festgestellte und im Inneren gespürte Veränderung ist allerdings nicht möglich. Man spricht hier auch von Kognitiver Dissonanz. Sehr oft können wir daher beobachten, dass bisher sehr regelkonforme Menschen gerade noch viel konformer oder starrer werden.

Je größer und bewusster der gespürte oder erfahrene Verlust wird, umso mehr hält man unter Umständen an völlig absurden Regelungen fest. Oder verschärft diese vielleicht für sein eigenes Leben noch mehr. Aktuelle Beispiele hierfür wären das Tragen einer Maske, obwohl man völlig allein im Auto sitzt; das gar nicht mehr aus dem Haus gehen oder auch das Anzeigen anderer Leute, wenn sie meinen, dass diese die Regeln nicht einhalten.

Ich bitte euch an dieser Stelle um Folgendes: Verurteilt diese Menschen nicht! Sie wissen es im Moment noch nicht besser. Sie sind unsicher und haben Angst. Was sie jetzt brauchen, ist nicht das Unverständnis, sondern die Liebe.


Hör dir gerne hierzu nochmal meine 1. Podcast-Folge an oder lies in meinem Blogbeitrag hierzu: Von der Angst zur Liebe

Wir können hier also ganz klar die erste Phase des Trauerprozesses erkennen. Es ist das Nicht-wahrhaben-wollen der Geschehnisse oder Erkenntnisse. Dem Festhalten am alten Weltbild und der LEUGNUNG aller Details, die das eigene Weltbild auch nur im geringsten angreifen könnten.

Den Menschen, die nicht so stark im System verwurzelt sind und eher mal selbst Entscheidungen treffen können, fällt diese Phase leichter. Sie sind in ihrer Wahrnehmung bereits bewusster. Das heißt, sie haben - vielleicht nicht schon immer - , aber zumeist schon eine längere Zeit auf sich und auf das Geschehen in der Welt geschaut. Aber nicht nur das, sondern sie haben schon viele Dinge in Frage gestellt. Sie haben also nach Erklärungen gesucht und dabei eben nicht das über Massenmedien verbreitete Meinungsbild übernommen. Und viele von ihnen suchen Zeit ihres Lebens nach Lösungen für alles, was in ihren Augen optimierbar wäre.

Wenn du zu dieser Gruppe von Menschen gehörst, dann bist du nicht ganz so starr verankert, du bist noch beweglicher. Dadurch wird sich dein persönlicher Weg des Trauerprozesses - welchem Ursprungs auch immer - weniger starr äußern, als bei anderen Menschen.

Was an dieser Stelle wirklich sehr wichtig ist: Egal, wie wir alle diesen Prozess durchleben, es ist kein Mensch besser oder schlechter als der andere. Wir alle sind geprägt von unseren Erfahrungen, die individuell absolut unterschiedlich sind. Und wir nehmen deshalb dieselben Dinge absolut unterschiedlich wahr und verarbeiten Geschehnisse auf verschiedene Art und Weise, sowie in völlig unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bist du also schneller als dein Gegenüber, dann schau nicht auf ihn herab, sondern reich ihm die Hand und sei für ihn da, wenn er dich braucht. Und wenn du etwas mehr Zeit brauchst, dann fühl' dich nicht schlecht, sondern nimm die helfende Hand einfach an. Ohne falschen Stolz und Starrsinn vergeht die Trauer um das Vergangene deutlich schneller.

Die ERKENNTNIS läutet die zweite Phase des Trauerprozesses ein. Wut und Hass auf andere oder auf das System brechen förmlich heraus. Alles und jeder wird angefeindet, beschimpft und verachtet. Ja sogar gegen sich selbst wird diese Wut und der Hass gerichtet. Du fragst dich dann vielleicht, warum du die Zeichen nicht erkannt hast oder warum du das bisher blind zugelassen hast. Oder du gehst zu Demonstrationen und hoffst, dort die Lösung für deine Situation zu finden. Oder du möchtest durch deine Anwesenheit die vermeintliche und angekündigte Lösung unterstützen. Und auch dieser Schritt ist gut so, wie du ihn durchlebst. Es ist dein inneres Gefühl, dem du hier tatsächlich folgen solltest und lass deine Gefühle heraus. Gefühle brauchen Raum, damit sie dir als Gedanke bewusst werden können.

Genau hier beginnt das BEWUSST-WERDEN. Diese Phase ist unglaublich wichtig für deine persönliche Wahrnehmung der Dinge. Erst wenn du dir bewusst wirst, was du wirklich denkst und fühlst, kannst du beginnen, die Situation anzuerkennen.

ANERKENNUNG wiederum ist die Basis des Loslassens der Vergangenheit und damit für den essentiellen Blick in die Zukunft.

Wenn du nun also erkannt hast, dass das, was du gerade erlebst, tatsächlich die ungeschönte Realität ist und dir bewusst ist, was du für Gefühle dazu hast, dann betrittst du die dritte Phase des Trauerprozesses der Verhandlung und der Depression.

Es ist eine Art erschöpfter Lähmungszustand in dem du dich befindest, wenn du hier eintrittst. Die aufgebrachte Energie in der zweiten Phase fordert ihren Tribut. Viele Menschen fallen in ein Loch der Ohnmacht, weinen viel und sind unsagbar hilflos. Sie versuchen dann, sich doch die Sache irgendwie schön zu reden oder wenigstens zu verharmlosen.


An diesem Punkt hast du jedoch schon die Erkenntnis und das Bewusstsein -

ein Zurück gibt es nicht mehr!

In dieser Phase ist es wichtig, dass das Umfeld auf dich schaut, einfach nur zuhört und für dich da ist. Für dich selbst ist es ratsam, jede Hilfe anzunehmen und den nächsten Schritt, den Schritt der Anerkennung zu gehen.

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Hast du das geschafft, dann bist du der Gefahr einer Depression entronnen und du beginnst, nach vorn, also in die Zukunft zu schauen. Und die Vergangenheit loszulassen. Du bist dann auf der Suche nach Lösungen.

Das LOSLASSEN eröffnet dir neue Türen und alles beginnt, wieder einen Sinn zu haben.

Und spätestens hier erkennst du, wie wichtig es ist, stets in seinem Leben flexibel zu bleiben und nach Lösungen zu suchen, statt starr an einem dir vorgegebenen System festzuhalten.

Ich sage nicht, dass du es niemals tun solltest. Denn manchmal brauchen wir das noch. Es gibt uns dann noch das Gefühl von Sicherheit und Halt. Aber ich sage, dass das niemals ein Dauerzustand sein sollte. Jeder von uns reagiert - Gott sei Dank! - ganz individuell. Doch je flexibler wir unsere Gedanken gestalten, umso besser können wir mit Veränderungen umgehen. Hinterfrage immer, ob dir das, was du tun oder sein willst, gut tut. Und ob es dir wirklich dienlich ist. Sei ehrlich zu dir selbst und entscheide erst dann deinen nächsten Schritt. Die Antwort findest du immer in dir selbst. Und wenn du es gerade noch nicht in dir finden kannst, dann lerne, es zu können. Denn das kann wirklich jeder von uns. Wir haben es nur verlernt und vergessen.

Wenn du nach Lösungen suchst, hast du das, was ist, akzeptiert. In dieser Phase erklimmst du die nächste Stufe in deinem Leben. Denn du wirst hier deine Vergangenheit hinter dir lassen - voller Dankbarkeit und Demut - und du bereitest dich auf das, was vor dir liegt, bewusst vor. Du schmiedest Pläne, bist nicht mehr in der Hoffnung, sondern in der Zuversicht und in der Gewissheit, dass alles gut wird oder sogar schon ist. Du selbst legst das für dich fest.

Legt jemand anderes für dich fest, dass es jetzt oder bald gut ist, dann bewegst du dich nur in der Hoffnung, denn du kannst es selbst noch nicht spüren. Das macht einen großen Unterschied! Der Zustand der ZUVERSICHT und GEWISSHEIT verleiht dir unfassbar viel Energie. Energie, mit der du in der Lage bist, leichter loslassen zu können.


Ab jetzt beginnt dein neues Leben!


In unserem aktuellen Zeitgeschehen können wir viele Menschen beobachten, die für sich selbst plötzlich völlig neue Wege gehen. Gut bezahlte Jobs und ihren bisherigen Lebensweg ganz freiwillig hinter sich lassen und sich einfach nur frei und glücklich fühlen. Diese Menschen kommen aus allen Schichten, sind in jedem Alter und haben sich ganz einfach für ihr eigenes selbstbestimmtes Sein in Eigenverantwortung entschieden. Sie befinden sich sehr oft schon ganz am Ende ihrer Trauerverarbeitung.

Ja, wir alle, die gesamte Menschheitsfamilie durchleben gerade dieselbe Trauer - für sehr viele Menschen ist diese Tatsache noch unbewusst. Doch wir alle lassen gerade etwas hinter uns, was in dieser Art nie wieder zurückkommen wird. Und das ist gut so! Das zu erkennen, uns bewusst zu machen, anzuerkennen und loszulassen, ist ein Prozess, den jeder von uns ganz für sich alleine - und jeder in seiner individuellen Geschwindigkeit, sowie mit jeweils seiner freien Entscheidung - durchleben muss. Es kann einfach niemanden geben, der dir das abnimmt! Und so befinden wir uns alle irgendwie und irgendwo in diesem Verarbeitungsprozess. Im Normalfall aber nie konsequent in nur einer der Phasen. Wir schwanken mehr oder weniger ständig hin und her, werden das eine Mal zurückgeworfen, um dann wieder einige Schritte vorwärts gehen zu können.

Allein durch das Wissen um die Phasen der Trauerverarbeitung kannst du diese nicht sofort überspringen oder im Schnelldurchlauf durchleben.


- Die Trauer ist sehr wichtig, damit du deine Erfahrungen und Gefühle verarbeiten kannst, dir ihrer Existenz und ihrer Art bewusst wirst. -


Aber dieses Wissen hilft dir einzuschätzen, wo du und deine Lieben gerade stehen. Du kannst dich und deine Mitmenschen dadurch besser verstehen lernen, Empathie empfinden und Liebe geben.

Wenn dir das mit dem "Liebe geben" an dieser Stelle noch nicht so ganz gelingen mag, vielleicht weil du Unverständnis, Angst, Verzweiflung oder Hass erfahren hast oder spürst, dann höre gleich nochmal in meine 1. Podcast-Folge rein. Auf meinem Blog Herzlicht-Sein.de findest du zum Artikel ein Mini-Workbook, welches du dir runterladen kannst. Es wird dir helfen, positive Gefühle in dir aufkommen zu lassen.

Nimm dir nun noch etwas Zeit und gehe in deinen Gedanken wieder nach oben in die Adlerperspektive. Betrachte dich selbst in Bezug auf deine persönliche Wahrnehmung der Situation im Außen. Betrachte auch die Emotionen in deinem Innerem.

Was sind deine ersten Gedanken?

Hast du deinen eigenen Trauer- oder Veränderungsprozess bereits begonnen und in welcher Phase befindest DU dich im Moment?

Oder siehst du überhaupt keinen Grund, warum du trauern solltest?

Es ist egal, WAS du gerade fühlst - es ist für dich genau richtig und braucht zu keiner Zeit mit gut oder schlecht, richtig oder falsch bewertet zu werden. Du kannst dich aber fragen, ob das, was du fühlst, sich auch wirklich gut für dich anfühlt.


Wenn du Hilfe brauchst, dann lies' dir gern die einzelnen Passagen nochmal durch oder hör' dir den Podcast zur Folge an. Hol dir Hilfe von außen! Es gibt so viele Coaches, die speziell auf solche Aufgaben vorbereitet sind.

Übe dich GANZ BEWUSST darin, deinen Gefühlen Raum zu geben. Nimm deine Gefühle wahr, damit du deine Gedanken, die hinter den Gefühlen stecken, erkennen kannst. Denn dann ist dir Veränderung möglich - unterschätze niemals die Macht deiner Gedanken! Und Veränderung kann immer nur bei dir selbst beginnen. Vergiss das nie!

Auch zu dieser Folge gibt es wieder ein Mini-Workbook, welches du dir hier herunterladen kannst.

Integriere dir damit neue Gewohnheiten in deinen Alltag und lebe jeden Tag ein wenig bewusster.


Deine

ree

– Danke für DICH in meinem Leben! –

1 Kommentar


 

 

 

 

Schön, dass du hier bist!


Nach einem Burnout im Mai 2012 habe ich durch eigene Initiative und Kreativität gelernt, wie es sich anfühlt, Körper und Seele in Einklang zu bringen, Kraft zu schöpfen und mich selbst bewusst wahrzunehmen. Während dieser unglaublichen Reise zu mir selbst, durfte ich sehr viel über unser Bewusstsein lernen, aber vor allem über unser UNbewusstSein - was es mit uns macht und was es aus uns macht.

Mit diesem Blog und Podcast möchte ich meinen persönlichen Beitrag leisten, und mit meiner Geschichte dir Mut machen und dich inspirieren, es mir gleich zu tun. Gehe jetzt den ersten Schritt auf dem Weg zu dir selbst, glaube an dich und lass dein HerzLicht wieder hell erstrahlen.

Wir selbst sind die Schöpfer unseres Seins.

Meine Beiträge werden dich auf deinem Weg begleiten und dir helfen, dass du dich an deine Großartigkeit erinnerst. Sei gespannt auf viele interessante Möglichkeiten und Erfahrungen.

HerzLichte Grüße
Deine Carola Henke

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HI! ICH BIN CAROLA
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